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Die Wohnungsnot in Deutschland wird nicht von heute auf morgen enden – die Politik hat geschlafen und tut es noch immer

Die Wohnungsnot in Deutschland wird nicht von heute auf morgen enden – die Politik hat geschlafen und tut es noch immer

Es ist eines der Dauerthemen in Deutschland und manch einer kann es nicht mehr hören: Die Wohnungsnot in Deutschland. Seit Jahren beschäftigen sich Politik, Bauunternehmer, Immobilienverwalter und nicht zuletzt derjenige, der eine Wohnung sucht, mit diesem Thema. Doch es wird gefühlt nicht besser – was laut Bodo Lauterborn von KS Hausbau aus Hilzingen bestätigt. Ein Interview mit klaren Worten des Immobilienexperten.

Herr Lauterborn, was können Sie uns erst einmal ganz allgemein über die Wohnsituation, beziehungsweise über das so oft verwendet Wort „Wohnungsmangel“ in Deutschland sagen?

Den Wohnungsmangel in der Bunderepublik an sich gibt es schon ganz lang. Eigentlich, seit ich denken kann, beziehungsweise im Immobilienbereich arbeite – das ist jetzt über 30 Jahre her. Es ist immer die Rede davon, dass es in Deutschland einen Fehlbedarf an Wohnungen, vielmehr Wohnraum gibt. Also ein absolutes Dauerthema, dass sich in den Jahren nicht verändert hat.

Wer ist Ihrer Meinung dafür verantwortlich, in dieser Richtung etwas zu tun?

Ganz klar die Politik. Seit Jahren wird immer nur diskutiert, was wer was tun sollte, müsste oder könnte, aber Handlungen fehlen und bleiben aus.

Was müssen das denn für Handlungen sein?

Oh, da gibt es viele. Aber als allererstes muss Bauland ausgewiesen werden. Die Menschen wollen bauen und kaufen, vor allem Privatleute. Normalerweise würde ich jetzt sagen, dass auch Bau- und Immobilienunternehmen unbedingt bauen wollen, denn das war in den letzten Jahren definitiv der Fall. Doch durch die Mietpreisbremse, die die Regierung eingeführt hat, wird vielerorts erst einmal auf die sprichwörtliche „Bremse“ gedrückt und weniger als geplant oder gar nicht mehr gebaut.

Warum sorgt die Mietpreisbremse für die Förderung von Wohnungsmangel? Diese wurde doch in erster Linie zum Schutz von Mietern eingeführt.

Das mag zwar alles sein und über den Kerngedanken dieser Idee lässt sich auch sicherlich weniger streiten. Aber es ist nicht der richtige Weg. Das zeigt eine einfache Schlussfolgerung: Warum steigen die Mieten in Ballungsräumen so schnell? Weil Angebot und Nachfrage nicht übereinstimmen, die Nachfrage ist viel höher als das Angebot. Wir haben noch immer eine freie Marktwirtschaft, doch durch die Mietpreisbremse passiert das Gegenteil: Investoren ziehen sich zurück und gehen andere Wege, um ihre Rendite zu sichern. Denn warum sollte man in mehr Wohnungsraum investieren, wenn dadurch das Angebot breiter wird, die potenziellen Mieter sich die Wohnung dann irgendwann aussuchen können und der Investor zusätzlich eingeschränkt wird, wenn es an die Festsetzung der Mieten geht?

Und was wäre dann die Lösung? Es kann ja nicht sein, dass man den Wohnungsbau nur von Großinvestoren abhängig macht.

Der bessere Weg ist wie gesagt, die Erschließung von Bauland, sodass viele Privatleute bauen können und dies entsprechend zu fördern. Wenn das Angebot da ist, regulieren sich die Preise von ganz allein aus marktwirtschaftlichen Gründen. Dann ist auch keine Mietpreisbremse mehr nötig und alle Beteiligten können auf einem vernünftigen Niveau, auf Augenhöhe, miteinander kommunizieren.

Aber es gibt doch bereits Förderungen vom Staat und die Zinsen sind auf einem nie dagewesenen Tiefstand. Was soll es denn noch an Förderungen und Unterstützung geben?

(lacht) naja, das stimmt alles und ist ja schön und gut – aber durch das wie schon angesprochene fehlende Bauland kann es nicht genutzt werden. Also nutzt es letztendlich gar nichts.

Liegt es denn nicht in erster Linie an den Städten und Gemeinden vor Ort, Bauland auszuweisen?

Es gibt Städte und Gemeinden, die sich intensiv mit diesem Thema beschäftigen. Aber nicht alle und nicht genug. Viele sind durch Regierung, Naturschutzbund oder andere Interessengemeinschaften eingeschränkt, denn diese dürfen Einspruch erheben. So kann es Jahre dauern, bis neues Bauland ausgewiesen wird. Es gibt immer Befürworter und Gegner, aber so kann der Fehlbedarf auf Dauer nicht ausgeglichen werden.

Aber gerade durch die seit ein paar Jahren geförderten Programme für einen möglichst nachhaltigen Haus- und Wohnbau werden die Argumente für eine „Zubetonierung der Landschaft“, die ja Gegner von Baugebieten immer wieder anbringen, doch immer schwächer, oder?

Das sollte man meinen, ja, ist aber in der Realität anders. Es stimmt, in diesem Punkt hat unsere Regierung viel richtig gemacht. Es ist ein Rückgang der Luftverschmutzung zu vermelden, der sicherlich auch auf den Wohnungsbau zurückzuführen ist. Die Häuser werden immer sparsamer, man geht weg von fossilen Brennstoffen hin zu Photovoltaikanlagen mit Akku, sodass die Heizung und auch das Laden des E-Autos vor der Haustür sozusagen umsonst sind. Die Menschen müssen erkennen, dass Bebauung keine Umweltverschmutzung ist, sondern eine Chance für Effizienz und Nutzung von natürlichen Ressourcen, die dann an anderer Stelle eingespart werden können.

Es ist doch immer die Rede davon, dass es viele Privatleute gibt, die Bauland besitzen und dies nicht entsprechend genutzt wird. Besteht dort nicht auch eine Möglichkeit, anzusetzen?

Natürlich besteht hier die Möglichkeit, etwas zu tun. Es gibt überall Baulücken oder Grundstücke mit alten Häusern, die besser genutzt werden können. Aber viele wollen nicht verkaufen, die Grundstücke sollen in der Familie bleiben. Wenn sich dann auch oftmals die Erben nicht einigen können, liegt das Grundstück jahrelang brach. Auch hier könnte die Politik eingreifen und Maßnahmen anbieten - was sie aber nicht tut.

Wo stehen wir denn in 10 Jahren mit diesem Thema?

Wenn nichts passiert und es weiter läuft wie bisher? Dann werden die Preise systematisch steigern und für Orthomalverbraucher wird ein Haus oder eine Wohnung unerschwinglich, gerade in unserer Region. Die Preise sind jetzt bereits gigantisch und werden durch Investoren aus dem Ausland oder aus Großstädten nur noch weiter steigen. Die Schere zwischen arm und reich wird also nur noch weiter auseinander gehen.